Predigt zur Konfirmation über Matthäus 13,31ff.

  • 11.07.2021 , 6. Sonntag nach Trinitatis
  • Pfarrer Martin Hundertmark

Gottes Gnade und der Friede Jesu Christi sei mit euch. Amen.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,

zu Beginn eures Konfirmandenkurses hat keiner von Euch gedacht, dass wir uns selten sehen werden und dann meistens auch nur mit Maske. Die Monate eurer Konfirmandenzeit waren geprägt von den Bedingungen der Coronapandemie. Wie schnell sich doch alles ändern kann.

Veränderungen sind spannend und fordern uns immer heraus. Auf eurem weiteren Lebensweg werdet ihr diesbezüglich noch viele Erfahrungen sammeln.

Unser gemeinsamer Blick in die biblischen Geschichten hat uns oft vor Fragen gestellt:

Was hat das mit mir zu tun?
Wie soll man das verstehen? oder auch
Warum lesen und hören wir das jetzt?

Knapp zwei Jahre sind natürlich nicht ausreichend, um in die Geheimnisse biblischer Texte einzutauchen. Aber eine Spur wollten wir für euch legen. Und heute am Tage eurer Konfirmation möchte ich euch zwei besonders eindrückliche Glaubenserfahrungen mit auf den Weg geben.

Wir haben davon eben gehört – als Lesung und als Arie aus dem Magnificat von Johann Sebastian Bach.

1. Gott liebt das Unscheinbare

Schön, stark, groß mutig – sind Eigenschaften, die wir gerne im Gegenüber sehen wollen.

Aber was ist mit denen, die das nicht erfüllen?

Ist man minderwertig, nur weil der Pickel am Morgen aus dem Spiegel grinst? Taugt man nichts, weil man immer Letzter im 100m Lauf wird?

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, lasst euch das niemals einreden. Ihr seid alle wunderbare Geschöpfe Gottes. Und in jeder und in jedem von euch steckt etwas, von dem nur Gott weiß, wann es aufgehen und nützlich sein wird.

In unserem letzten Konfirmandenjahr haben wir uns mit zahlreichen Gleichnissen beschäftigt. Vielleicht erinnert ihr euch noch an das Gleichnis vom Senfkorn. 1,2 mm ist es groß und der Senfkornbaum kann die dreitausendfache Größe erreichen. Als Symbol für Gottes Wirken und für sein Himmelreich haben wir das Senfkorngleichnis kennengelernt. Gleichzeitig ist es eine Ermutigung, niemals aufzugeben. Gerade, das, was unscheinbar ist und von allen vielleicht sogar belächelt wird, sieht doch in Gottes Augen ganz anders aus.

Von ihm habt ihr den Auftrag, selber Senfkorn zu sein oder eben Sauerteig, um in den beiden Symbolen aus der Lesung zu bleiben. Das bedeutet, Dinge zu verändern, die andere für unverrückbar halten. Das bedeutet auch, nützlich zu sein in einer Welt, die viel Unnützes hervorbringt. Den Mut und die Kraft bekommt ihr durch die Liebe Gottes geschenkt. Das zu entdecken und anzunehmen, dafür wünsche ich Euch immer die nötige Geduld.

2. Gott hebt empor

Wer am Boden liegt, auf dem trampelt man nicht herum, sondern man hilft ihm auf. Dieser allgemein gültige ethische Grundsatz liest sich leichter als dass er denn gelebt wird. Wie oft erfahren gerade junge Menschen durch Mobbing und Ausgrenzung, dass es anderen sehr wohl gefällt, seinen Mitmenschen fertig zu machen?

Wie oft führen Lügen und Betrügereien schneller zum Erfolg als Ehrlichkeit? Zu oft!

Wir suchen dann nach einem Ausweg oder nach einem Zufluchtsort, wo noch ein Rest an Geborgenheit vorhanden ist.

Die Psalmgebete und einige biblische Geschichten erzählen uns noch von einer anderen Erfahrung. Nichts ist für ewig. Gerade diejenigen, die meinen ihre Macht sei zementiert und unangreifbar und deshalb können sie machen, was sie wollen, müssen plötzlich erfahren, dass sich auf einmal alles ändern kann.

Wie bei Maria, der jungen Frau, die sich von Gott beschenken lässt und seinen Sohn austrägt – Jesus Christus, der für uns zum Heiland und Lebenswegbegleiter wird.

„Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.“ singt sie dann voller Freude in ihrem ganz persönlichen Glaubensbekenntnis.

Gott enttäuscht unser Vertrauen in ihn nicht. Vielmehr hält er die Zusagen ein.

Leider verwechseln viele Zeitgenossen das mit Wünschen, die von Gott erfüllt werden sollen und dann ist die Enttäuschung groß, wenn es anders wird, als wir es uns gedacht haben.

Sein geheimnisvolles Handeln bleibt unserem Sehen und Verstehen meist verborgen. Deshalb brauchen wir Vertrauen oder Glauben. In der Sprache des Neuen Testamentes steht hierfür ein und dasselbe Wort. Wenn ihr also Gott vertraut, dann glaubt ihr ihm. Dann glaubt ihr, dass er durch seinen Sohn Jesus Christus als treuer Freund an eurer Seite steht.

Der Lieddichter Georg Neumark beschreibt es in der letzten Strophe seines Liedes vom Gottvertrauen so:

„…und trau des Himmels reichem Segen, / so wird er bei dir werden neu. / Denn welcher seine Zuversicht / auf Gott setzt, den verlässt er nicht.“

Ich wünsche Euch für eure Zukunft die Erfahrung, dass sich alles ändern lässt, wo Menschen voller Zuversicht im Gebet und im Vertrauen auf Christus bereit sind, auch unbequeme Wege zu gehen. Das wird immer Widerstände hervorrufen. So wie sein Symbol, das Kreuz. Ihr findet es nachher in eurem kleinen Geschenkebeutel. Tragt es mit Stolz und Würde, um zu zeigen – es geht weiter als wir denken können. Vor allem aber lebt, was das Kreuz uns verheißen hat: Nichts kann uns trennen von Gott, noch nicht einmal der Tod mit seinen lebensfeindlichen Kräften. Versteckt euer Kreuz nicht, auch dann nicht, wenn andere das von euch fordern und dafür das Wort „Toleranz“ gebrauchen.

Denn im Kreuz begegnen sich Gott und Mensch. Wer im Schnittpunkt der Gottes- und der Menschenliebe sein Leben gestaltet,

wird erfahren, wie wertvoll die eigene Beziehung zu Gott ist, auch wenn ich ihn nicht immer verstehe.

Amen.