Predigt über 3. Mose 19
- 25.08.2024 , 13. Sonntag nach Trinitatis
- Pfarrerin Christiane Neufang
Liebe Thomasgemeinde,
Was ist Ihnen heilig?
Ich habe mich zu dieser Frage im Freundeskreis
einmal umgehört.
„Der erste Kaffee am Morgen“, sagt die eine unbedingt!
„Die Ruhepause nach der Arbeit“, eine andere.
„Der Armreif meiner Großmutter, den ich jeden Tag trage“, antwortet eine gute Freundin.
„Bestimmte Musikstücke, zB eine Arie aus der Matthäuspassion und das gemeinsame Musizieren
mit anderen“, schwärmt mir ein Sängerfreund vor.
Für mich persönlich ist es, das mag jetzt vielleicht überraschen, meine Pilatesstunde.
Ein Ganzkörpertraining, das zur Balance und Stabilität beiträgt. Da darf mich niemand stören, anrufen
oder etwas von mir wollen. Da bleibt mein Handy
zu Hause, es ist eine Stunde heilige Zeit nur für mich!
Vielleicht kennen Sie ja ganz ähnliche Beispiele.
Etwas ist unverzichtbar und so wichtig im Leben,
dass ich alles dafür stehen und liegen lasse.
Dass ich hüte wie einen Schatz.
In dem Wort heilig steckt das Wörtchen „heil“ –
im Sinne von ganz und intakt.
Was heilig ist, heil-sam, tut Leib und Seele gut.
In „Heil“ klingt Segen an, Erfolg, Ganzheit,
Gesundheit. Und so gibt es Heiligtümer,
Heilige Zeiten, Heiligenscheine.
Manchmal werden Gegenstände zum Heiligsten erklärt, aber auch Orte und Räume.
So auch in der Ev. Studierendengemeinde in Köln,
wo ich arbeite. Da gibt es nämlich die Sandkapelle.
Ein Raum mit ganz besonderer spiritueller Ausstrahlung.
Der Boden ist komplett mit Sand belegt,
man sitzt während des Gottesdienstes
auf Hockern und lässt die Seele baumeln.
Die Gedanken kommen zur Ruhe.
Eine Oase im Alltag von Uni und Hochschule.
Auch Menschen ohne religiösen Hintergrund atmen
dort auf oder entzünden eine Kerze.
Für mich ist dieser Ort darum heilig
und ich werde still und andächtig.
Nicht nur für meinen persönlichen Alltag,
gerade auch für junge Menschen werden Orte
wie dieser als heilsam erlebt.
Sie können sich dort sicher und geborgen fühlen.
Finden Halt, und Zuflucht in gerade sehr unruhigen Zeiten.
Wenn die Bibel von ‚heilig‘ spricht, dann schwingt das alles irgendwie mit. Da wo Gott ist, ist Heil.
Und Gott will, dass wir ganz und heil sind.
Aber Gott will auch, dass wir „heilig“ sind.
Darum werden uns heute, liebe Gemeinde,
so richtig die Leviten gelesen.
Und zwar aus dem Buch Levitikus, dem 3. Buch Mose. Ein Buch, das genau in Mitte der Tora, der 5 Bücher Mose, im ersten Teil der Bibel platziert ist
und in der bewegten Geschichte des Volkes Israel
so etwas wie eine Zäsur und einen Ruhepunkt bildet.
3. Mose 19
1 Und der Herr redete mit Mose und sprach:
2 Rede mit der ganzen Gemeinde der Israeliten
und sprich zu ihnen: Ihr sollt heilig sein,
denn ich bin heilig, der Herr euer Gott.
Das klingt anders als meine Pilatesstunde.
Heilig ist hier nach Levitikus 19 zunächst alles,
was untrennbar mit Gott verbunden ist.
Heiligkeit ist einzig und allein Gott vorbehalten.
Denn ich bin heilig, der HERR euer Gott.
Keine Institution oder Organisation, kein Staat
oder Land sind nach diesem Text aus sich heraus heilig.
Auch kein Präsident, keine Königin,
keine Monarchen oder Bischöfe.
Keine Heiligtümer und Gegenstände.
Auch wenn wir sie (in unserem Sprachgebrauch)
gerne dazu machen.
Und ich finde das ehrlich gesagt auch sehr entlastend. Es schafft wohltuende Distanz zu meiner eigenen Welt und dem, was ich meine,
als persönliches Heiligtum festhalten zu müssen.
An das ich mich nicht mehr klammern
oder dem ich hinterherlaufen muss.
Heilig im biblischen Sinne sind alle meine persönlichen Dinge und Zeiten, dann – und nur dann, wenn sie mich in Berührung mit Gott bringen.
Der Predigttext lässt daran keine Zweifel
aufkommen:
Ein jeder fürchte seine Mutter und seinen Vater.
Haltet meine Feiertage; ich bin der Herr,
euer Gott. Du sollst deinen Nächsten nicht bedrücken noch berauben. Es soll des Tagelöhners Lohn nicht bei dir bleiben bis zum Morgen.
Du sollst dem Tauben nicht fluchen und sollst vor den Blinden kein Hindernis legen, denn du sollst dich vor deinem Gott fürchten; ich bin der Herr.
Du sollst nicht unrecht handeln im Gericht:
Du sollst den Geringen nicht vorziehen,
aber auch den Großen nicht begünstigen,
sondern du sollst deinen Nächsten recht richten.
Du sollst nicht als Verleumder umhergehen unter
deinem Volk. Du sollst auch nicht auftreten
gegen deines Nächsten Leben; ich bin der Herr.
Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld
auf dich lädst. Du sollst dich nicht rächen
noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks.
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst;
ich bin der Herr.
Das sind eine Menge Regeln und Vorschriften.
Und sie wirken beim ersten Hören auch eher sperrig.
Aber sie führen uns weit zurück in das 3./4. Jahrhundert
vor Christus. Der Text gehört zum sogenannten Heiligkeitsgesetz. Es bestimmt im nachexilischen Israel die Beziehung zwischen Gott, Volk und Land und legt darin – sie werden es erkannt haben - die 10 Gebote,
die durch Mose empfangen und an das wandernde Gottesvolk weitergegeben hat, neu aus.
Gott hat Israel aus Ägypten herausgeführt,
damit es geheiligt lebt. Indem es liebt wie Gott liebt.
In diesem Sinne haben die Kinder Israels Anteil
an Gottes Heiligkeit. „Ihr sollt heilig sein.“
So verstehe ich diese Passage aus dem Buch Levitikus
auch als Machtkritik. Weil sie jeglichem Anspruch
von Heiligkeit widerspricht, die sich an Besitztümer, Ämter oder Insignien der Macht festhalten will. Ganz im Gegenteil:
Hier wird der Anspruch an eine achtsame, gerechte und solidarische Lebensführung geltend gemacht. Das hat nichts von moralischem Zeigefinger.
Gott will uns vielmehr liebevoll zu einem Leben
in Beziehung befreien. Zu einer Grundhaltung,
die sich in einem solidarischen Miteinander ausdrückt. Darum hat Gott diese Gebote als Wegweisungen mitgegeben, die uns das Leben
mit Gott und untereinander leichter machen sollen.
Ihr sollt heilig sein – denn ich bin heilig,
der HERR euer Gott. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der Herr.
Die Heiligkeit, die für Gott gilt, soll auch uns gelten
als die Menschen, die wir sind.
Fast wie ein Heiligenschein, der uns einzigartig macht und strahlen lässt. Die Heiligkeit gilt aber genauso auch meinem Gegenüber,
dem anderen Menschen in gleicher Weise.
Heilig ist auch mein Nächster.
Wir neigen gerne dazu, als unsere Nächsten
nur die anzusehen, die uns persönlich nahestehen.
Familie, enge Freundinnen und Freunde.
Die, mit denen wir es leicht haben.
Aber schon, ob mein Nachbar mein Nächster ist,
wird angesichts heftiger Debatten an manchem Zaun
zur Frage. Der Text aber bleibt eindeutig und wirbt geradezu um den Mitmenschen, um Barmherzigkeit
und Menschlichkeit.
Gottes Liebe zum Nächsten rückt die Frage ins Zentrum: Was macht den Nächsten zum Nächsten?
Der andere Mensch wird für mich zum Nächsten,
wenn ich in ihm wie in einem Spiegel meine eigene
Bedürftigkeit erkenne.
Einfacher gesagt, wie der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber übersetzt:
„Liebe deinen Nächsten, er ist wie Du“.
Ja, da liest uns heute jemand gehörig die Leviten,
weil es eine echte Herausforderung ist,
wenn es weiter im Text heißt:
33 Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken.
Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer
unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst;
denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in
Ägyptenland. Ich bin der Herr, euer Gott.
Fremde und Einheimische, mir nahe und
fernstehende Menschen werden gleichermaßen
unter das Gebot der Nächstenliebe gestellt.
Der schlecht gelaunte Nachbar ebenso wie die unfreundliche Kassiererin.
Der politisch anders Gesinnte oder die Kollegin,
die ich nicht leiden kann. Diesen allen soll ich mit Freundlichkeit und Solidarität begegnen – denn: „Sie sind ja wie ich!“
Ich gestehe, das ist anspruchsvoll und fordert mich heraus.
Erlebe ich doch gerade wie schwierig das ist.
Und es beginnt schon im Alltag des Wohnheims
einer Studierendengemeinde.
Menschen unterschiedlicher Kulturen, Sprachen und Religionen treffen dort aufeinander.
Aus den Küchen dringen oft fremde, ungewohnte Gerüche in die Flure. Da geraten auf engstem Raum schnell gegensätzliche Lebensstile und Meinungen aneinander. So wie es Lea, eine Studentin aus dem Wohnheim beschreibt:
„Die Einen ziehen hier am Strang, die Anderen in die entgegengesetzte Richtung. Kein Wunder,
wenn es wenig Bewegung gibt. Wir hören einander nicht zu, und immer sind die anderen schuld.
Die Meinungen gehen immer weiter auseinander,
werden radikaler, sind geprägt von Verzweiflung,
Wut und Überforderung.“
Ja, es geht ein spürbarer Bruch durch unser Gemeinwesen. Zwischen Stadt und Land,
zwischen dem eher beschaulichen Leben in den Dörfern
und der Quirligkeit der Städte.
„Wir lieben unser Land mit seiner Geschichte
und seiner Kultur – die wollen wir doch bewahren!“,
sagen die einen. Und die anderen:
„Jeder Mensch hat eine Würde, egal wer er ist
und woher er kommt!“ Wie bekommen wir diese beide Perspektiven bloß zusammen?
Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen.
mahnt der Text.
Doch wie gelingt der Dialog auf Augenhöhe?
Welche Gesprächskultur pflegen wir im Umgang
mit dem, der so ganz anders denkt und tickt als ich?
Ein Rezept habe ich da wahrlich auch nicht.
Aber ich ahne: Heiligung hat etwas damit zu tun,
die Brüche innerhalb unseres Gemeinwesens
zu schließen. Und darum dürfen wir, nein müssen
wir über all’ diese Fragen streiten!
Tragen wir als Kirche eine Verantwortung,
Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen,
ihnen Räume für Dialog und gegensätzliche
Positionen zu eröffnen.
So tragen wir als Christenmenschen,
als Gemeinschaft der Heiligen dazu bei,
heil-sam in die Gesellschaft hinein zu wirken.
Ja, liebe Gemeinde, Nächstenliebe im Sinne des Heiligkeitsgesetzes bedeutet soziale Verantwortung.
Und die ist grundlegend für den inneren Zusammenhalt einer Gruppe, einer Gemeinde,
eines Staates.
So sind wir als Gemeinde Anwälte des heiligen Gottes für ein ge-heiligtes Leben aller Menschen.
Nicht zufällig ist ja das Evangelium am heutigen Sonntag das Gleichnis vom „Barmherzigen Samariter“. Die Jesuanische Ethik in dieser Geschichte basiert auf der Grundlage des Buches Levitikus und setzt fort, was dort gefordert wird.
Die Pointe des Gleichnisses, das Jesus erzählt,
liegt gerade in der großzügigen Interpretation dessen, was ein Nächster ist.
Jesus wendet die Frage: „Wer ist denn mein Nächster?“ in die Rückfrage: "Wer ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war?"
Eine interessante Umkehrung:
Mein Nächster ist der, dem ich mich nähere,
dem ich Liebe entgegenbringe.
„Ein Mensch mit Bedürfnissen, Nöten, Einschränkungen und Unzulänglichkeiten – ein Mensch genauso wie du
und ich.“
Und so feiern wir auch gleich gemeinsam das Abendmahl. Jesus kommt uns nahe in Brot und Wein und macht uns so zu seinen Nächsten.
Fügt uns zusammen zur Gemeinde der Heiligen,
zu einer stärkenden, heil-samen Gemeinschaft.
Diese Gemeinschaft umfasst auch diejenigen, die in den Kirchenfenstern hier in St. Thomas abgebildet sind.
J.S. Bach oder Mendelssohn-Bartholdy etwa. (ZEIGEN)
Durch sie fällt ein heiliger Schein, auf die Menschen, die hier ein- und ausgehen.
Die anderen Trost spenden, Gutes tun und bewirken.
Ja, durch das Leben der Vorfahren, durch ihr Zeugnis und ihre großartige Musik fällt Gottes Heiligkeit
auf uns als Gemeinschaft der Heiligen und hat die Kraft,
in uns einzudringen, uns im Innersten zu berühren
und zu bewegen.
Darum finde ich schön, wie Pfarrer Christian Wolff einmal die Gemeinschaft der Heiligen
hier in der Thomaskirche beschrieben hat:
„Menschen aller Art erfahren hier Trost
und Erbauung, können Kraft tanken.
Auf der Suche nach Wegweisung.
Ein Ort des Glaubens – des Geistes – der Musik.
Stätte gelebten Glaubens, in der der zweifelnde Thomas ebenso Platz hat wie der bekennende Petrus, ein nicht getaufter Jugendlicher genauso wie die treue Besucherin der Bibelstunde,
der Obdachlose neben der Sponsorin
kirchenmusikalischer Veranstaltungen,
der Fremde neben dem Nächsten eben.“
Und mir scheint, Leipzig liegt doch auch ganz nah
an Köln: In einem bekannten Lied singt die Kölsche Band Bläck Fööss:
Ich bin aus Palermo, brate Spaghettis für euch mit.
Und ich war ein Vertriebener, heute lache ich mit euch mit. Ich bin Grieche, Türke, Jude, Moslem
und Buddhist, wir alle, wir sind nur Menschen,
vor dem Herrgott sind wir gleich.
Die ganze Welt, so sieht es aus, ist bei uns hier zu
Besuch. Menschen aus allen Ländern.
Trifft man hier an jeder Ecke. Man glaubt,
man ist in Ankara, Tokio oder Madrid.
Aber sie reden alle wie wir. Und suchen hier ihr Glück.
So ein Brauchtumslied ist sicher auch keine direkte Antwort auf den Umgang mit den Fremden.
Aber in dieser kölschen - humorvollen Art steckt eine – wenn auch schlichte - Überzeugung: Wir alle sind nur Menschen! Und vor dem Herrgott sind wir alle gleich!“
Hier in St. Thomas trifft sich regelmäßig der Gesprächskreis „Menschenliebe – Nächstenliebe – Zusammenhalt, für alle mit Herz und Verstand. Christsein in der Demokratie.“
Auch dort fällt für mich Gottes Heiliger Schein
auf viele Gesichter. Zusammen mit anderen Gemeinden
als Leipziger Christinnen und Christen sichtbar
und hörbar werden, um im Zwiespalt, der sich in unserer Demokratie auftut, verbindend zu wirken.
„Denn Mitmenschlichkeit hat keine Grenzen.“
Und wenn heute Nachmittag um 15h hier in Leipzig, sowie in anderen Städten in Deutschland,
viele Menschen gemeinsam unter dem Motto „Rechtsextremismus stoppen – Demokratie verteidigen“ auf die Straße gehen, dann setzen sie ein Zeichen
für eine offene und vielfältige Gesellschaft,
für Frieden und Freiheit, die Wahrung der Menschenwürde. Für die Liebe zu den Nächsten.
Was ist Ihnen heilig?
Von mir haben Sie gehört: Meine Pilatesstunde
bleibt für mich wichtig.
Aber für die Bibel und uns als christliche Kirche zentral ist und bleibt die Liebe zu den Nächsten
und den Fremden und der Einsatz für ein geheiligtes Leben unserer Mitmenschen in dieser Welt.
Darum bin ich dankbar, dass mir in diesem Sinne gerne und immer wieder die Leviten gelesen werden, Amen.
KANZELSEGEN
FÜRBITTEN
Heiliger Gott, in Deinen Augen ist jeder Mensch geheiligt
und einzig. Der, der uns nahe steht,
aber genauso auch die Ferne und Fremde.
Wir bitten Dich, lass uns in jedem Menschen
Dein Antlitz erkennen. Denn er ist wie Du!
Öffne uns Herzen und Sinne für alle Menschen,
ob Männer oder Frauen, Kinder oder Erwachsene,
egal, wer sie sind, wie sie aussehen oder wo sie herkommen
und lass uns ihnen freundlich begegnen.
Gott, Dein Heiliger Geist bringt Menschen unterschiedlicher Art zusammen.
Wir bitten dich: lass uns als Christinnen und Christen heil-sam
in die Welt hinein wirken und zu einer Gemeinschaft der Heiligen werden. Schenke uns immer wieder neu die Kraft
und den Mut, Grenzen zu anderen zu überwinden.
Durch Dialog, Gesprächsbereitschaft und Toleranz.
Lass uns durch die Kraft der Musik Anteil am Heiligen erfahren.
Gott, deine Liebe zum Nächsten ist unendlich
und umfasst die ganze Welt.
Wir bitten Dich für die Menschen in der Ukraine in Gaza
und Israel, in …
Fürbitte für den 13. Sonntag nach Trinitatis
Du siehst uns an, Gott, und wir begegnen Deinem Blick
in den Augen der Menschen, die uns nahe kommen.
Lass uns dort nicht vorübergehen,
wo Du uns erwartest und nach uns fragst.
Du siehst uns an mit den Augen all derer,
die bei uns Heimat suchen und Lebensperspektiven,
die auf unsere Offenheit und die Bereitschaft zu teilen hoffen. Du siehst uns an mit den Augen der Menschen
um uns, deren Lebensentwürfe zerbrochen sind,
die von anderen enttäuscht oder verletzt wurden,
die folgenreiche Fehler gemacht haben,
die sich selbst im Wege stehen
und nicht mehr weiter wissen, die auf unsere Aufmerksamkeit und unsere Unterstützung warten.
Du siehst uns an mit den Augen der Menschen, die nicht mehr hoffen können, die durch den Tunnel von Depressionen irren,
die niemanden haben, der ihnen zuhört, oder die niemanden mehr bei sich dulden können, und die in ihrer Einsamkeit doch unsere Nähe ersehnen.
Du siehst uns an, liebender Gott.
Lass uns dort nicht vorübergehen,
wo Du uns erwartest und nach uns fragst. Sei uns gnädig, dass wir Deinem
Sohn Jesus Christus nachfolgen können in der Liebe zu unseren Nächsten und zu Dir.
Amen.