Predigt im Familiengottesdienst "Josef - vom Träumer zum Staatsmann"

  • 30.06.2019 , 2. Sonntag nach Trinitatis
  • Pfarrer Martin Hundertmark

Liebe Kinder, liebe Eltern,

 ganz unten im Gefängnis sitzt Josef.

Der Mundschenk hatte ihn vergessen.

Gott aber hatte Josef nicht vergessen.

Er war mit ihm auch und besonders in der schweren Zeit. Josef Gabe, Träume deuten zu können, sollte ihn retten.

Denn der Pharao war von schweren Sorgen geplagt, weil er nachts schlecht träumte.

 Wie ist das mit den Träumen?

Sie können uns manchmal ganz schön schwer auf der Seele liegen. In Träumen arbeitet unser Unterbewusstsein. Das, was wir gerne verdrängen wollen, kommt dann hervor und macht uns zu schaffen.

Beim Pharao war es wohl die Verantwortung, die er als König für sein ganzes Volk hatte.

Und er konnte sich nicht erklären, welche Bedeutung seine Träume hatten.

Was er aber wusste, war dies:

Sie haben mit Sicherheit eine Bedeutung.

Denn sie waren ungewöhnlich.

Wo bitteschön fressen denn magere Kühe die fetten Kühe auf? Und wo fressen dürre Ähren die dicken Ähren auf?

Nun haben wir im kleinen Anspiel der Kinderkirchenkinder gesehen, dass Josef alles mit Gottes Hilfe entschlüsseln konnte.

„Nimm deine Verantwortung war“ – sagt Josef durch Gott dem Pharao. Das macht er dann auf ungewöhnliche Weise. Er gibt die Verantwortung an Josef ab, dem er offensichtlich viel zutraut.

Und so tauscht Josef das Gefängnisloch mit dem Sessel eines Regierungschefs.

Umsichtig ist Josefs Handeln. Daran können sich alle, die heute Verantwortung haben, eine große Scheibe abschneiden.

Josef denkt weiter als bis zum morgigen Tag.

Wenn wir jetzt mehr haben als wir essen können, dann müssen wir uns Vorräte anlegen.

Dreierlei können wir aus dieser heutigen Geschichte mit in unsere Zeit nehmen:

 Erstens:

Menschen sollen nach ihren Fähigkeiten und Begabungen eingesetzt werden. Der Pharao erkennt, Josef hat die richtigen Ideen und er kann sie auch umsetzen, wenn man ihm die Freiheit dazu gibt.

Was, liebe Kinder würde wohl passieren, wenn ich mit dem Nicolas Berndt an der Orgel jetzt tauschen würde? Das will sicherlich keiner hören.

Jeder soll das machen dürfen, was er gut kann, damit es für alle besser wird.

Ihr, liebe Kinder, dürft uns Erwachsene gerne daran erinnern.

Und wenn wir alle gemeinsam unsere Fähigkeiten zusammentun zum Wohle aller, dann schaffen wir es auch, durch schwere Zeiten zu kommen.

 Zweitens:

Wem wir Regierungs-Verantwortung übertragen, das sollten wir uns sehr gut überlegen. Geben wir sie denjenigen, die für alle sorgen wollen, auch für die Menschen aus anderen Ländern?

Oder geben wir sie denen, die ausschließlich nur an das eigene Volk denken.

Geben wir sie denjenigen, die Träume von einer gerechten Verteilung des Wohlstandes in die Tat umsetzen wollen?

Oder geben wir sie denen, deren Alternative für Deutschland ein einziger Albtraum ist?

Drittens:

Wir brauchen Vorsorge für schwierigere Zeiten. Verantwortung zu übernehmen heißt vor allem auch Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Bei uns selber fängt es an:

Ermöglicht unser Lebensstil heute auch unseren Kindern und Enkeln ein Leben morgen?

Anvertrauter Überfluss darf in die Zukunft investiert werden, weil guten Zeiten auch schwierigere Zeiten folgen werden.

 

Zum Schluss:

Verbinden wir Talente und Begabungen mit den richtigen Entscheidungen für die Zukunft, braucht es uns nicht bange zu werden.

Gottes Verheißung, „ich werde bei Dir sein, egal wo du sein wirst“, erfüllt sich immer wieder. Manchmal sogar in Menschen, die wir aus dem Blick verloren haben. Amen.

Wie geht es weiter mit Josef?

Wird er seinen Vater noch einmal sehen und seine Brüder?

Das kann ich euch noch nicht verraten.

Nur so viel: Der Jo-Jo Josef wird nicht mehr im Gefängnis landen und der Segen wird eine große Rolle spielen.

Apropos Jo-Jo Josef: Ihr kennt doch sicherlich noch das Lied aus den letzten Familiengottesdiensten. Das wollen wir jetzt miteinander singen. Und eine neue Strophe ist dazugekommen.

Martin Hundertmark, Pfarrer an der Thomaskirche, hundertmark@thomaskirche.org