Predigt im Familiengottesdienst

  • 28.01.2018 , 3. Sonntag vor der Passionszeit - Septuagesimae
  • Pfarrer Hundertmark

Predigt zum Familiengottesdienst am 28.1.2018

„Gott liebt Dich“ – Die Arbeiter im Weinberg 

Liebe Kinder, liebe Erwachsene,

in der eben gehörten und gespielten Geschichte geht es ganz schön ungerecht zu. Alle bekommen gleichen Lohn, obwohl sie doch so unterschiedlich lange gearbeitet haben.

Wenn ihr, liebe Kinder, für eine Arbeit in der Schule lernt, dann wollt ihr dafür auch einen gerechten Lohn bekommen. Derjenige, der nicht alle Aufgaben lösen kann, darf keine „Eins“ bekommen, weil ihr das zurecht als unfair betrachten würdet. Mich hat das Gleichnis als Kind immer geärgert. Denn ganz schnell kommt man zu dem Schluss:

Du musst nur clever genug sein, dann kannst Du dich mit wenig Arbeit gut durchs Leben mogeln. Das ist falsch! Denn Jesus Christus will uns etwas ganz anderes erzählen. Er will von der Liebe Gottes erzählen. Jetzt fragt ihr vielleicht, wo taucht denn die Liebe Gottes in dem Gleichnis auf? Von ihr ist doch gar nicht die Rede.

Als guter Erzähler hat Jesus die Liebe Gottes im Gleichnis versteckt. Wir müssen sie erst entdecken. Und wir können sie im Silbergroschen entdecken. Damit das gelingt, schauen wir noch einmal auf den Beginn des Gleichnisses:

Die ersten Arbeiter handeln einen Lohn aus für ihre Tätigkeit zu ganz fairen Bedingungen. Beide Seiten stimmen zu. Die letzten Arbeiter antworten auf die Frage, warum sie denn so lange herumstehen: „Uns hat niemand beauftragt.“ Sie konnten nichts dazu, denn gewollt hätten sie schon. Als Antwort sagt der Besitzer des Weinberges: Ich will euch geben, was Recht ist. Das heißt so viel wie, „was gerecht ist“ oder noch anders ausgedrückt, „Ich will euch so viel geben, dass ihr leben könnt.“

Und jetzt sind wir bei einer Bedeutung des Silbergroschens. Er steht für einen Tag gut Überlebenkönnen einer durchschnittlichen Familie. Niemand musste hungern. Für einen Silbergroschen bekam man so viel, wie für den Tag benötigt wurde. Deshalb wird es am Ende des Tages wohl viele Tagelöhnerfeste gegeben haben. Denn alle waren glücklich, weil ihnen der Tag gerettet wurde und niemand sich Sorgen machen musste. Was wäre denn passiert, wenn die letzten Arbeiter nur 1/10 von einem Silbergroschen bekommen hätten? Ihr Tag wäre am Ende nicht glücklich gewesen. Denn es hätte nicht gereicht zum guten Überleben. Deshalb, und nur deshalb, bekommen alle den gleichen Lohn, weil für alle der Tag mit Freude und ohne Sorge enden soll. So denkt sich das Gott. Und Jesus Christus erzählt davon. Damit wir uns über eine offensichtliche Ungerechtigkeit nicht mehr ärgern, müssen wir lernen, wie Gott zu denken, wenn es um uns Menschen geht.

Gottes Gedanken sind aber geprägt von Liebe. Es ist die Liebe zu allen seinen Menschenkindern. Er möchte nicht, dass jemand verloren geht. Er möchte nicht, dass Sorgen und Ängste das Leben bestimmen. Er möchte vielmehr, dass unser Leben und unser Zusammenleben gelingen.

Weil nun Gott uns liebt, schenkt er uns seine Liebe in Jesus Christus, ohne zu fragen, was wir leisten können. Die Freude darüber darf und kann sich ausdrücken, indem wir anderen Menschen auch etwas schenken, von dem, was wir im Überfluss haben. Wagen wir es, wie Gott zu denken! Denn dann denken wir von der Liebe her. Liebe aber hat eine ganz neue Gerechtigkeit zur Folge.

Ihre Gerechtigkeit stellt die Würde eines Menschen an erste Stelle und ordnet ihr alles unter. Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg erlebten wir: Jeder konnte am Abend mit Würde nach Hause gehen, weil ihn Gott angesehen hat, weil Gott mit jedem seine Liebe teilte und uns damit ein Beispiel gegeben hat. Lieben heißt Teilen! Amen.