Motettenansprache
- 14.01.2017
- Pfarrer Holger Milkau
EVANGELISCH- LUTHERISCHE KREUZKIRCHGEMEINDE
LESUNG JOHANNES 2
EG 5 GOTTES SOHN IST KOMMEN
Gottes Sohn ist kommen. Und nicht nur das, er ist weiter gegangen und gewachsen. Er findet sich ein im Leben und Werden der Menschen. Er begegnet uns bei einer Hochzeit in Galiläa, wo er Wasser in Wein verwandelt. Für alle bedeutet das viel Freude. Für eine unter den Gästen wird es schwer. Mutter Maria muss sich verabschieden - aus dem Leben Jesu. Sie muss sich verabschieden vor allem von der Vorstellung, dass Jesus ihre Weisungen braucht. Verabschieden von der Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, Kontrolle auszuüben. Darin wird sie fast zu einem Spiegel für uns. Wir haben vieles wahrgenommen in den letzten Wochen und Monaten, das so endgültig zu sein scheint und damit viele Ordnungen und Selbstverständlichkeiten hinterfragt. Der politische Anstand scheint auszusterben. Alte Werte, Rücksicht im Umgang der Menschen untereinander werden brüchig.
Die Sicherheit vor Schaden und Angriffen aller Art wird immer ungewisser. Man muss sich verabschieden vom Gedanken, dass weiterhin uneingeschränkt gilt, was vordem gültig war. Gibt es dazu ein Abschiedsritual?
Sich-lösen von dem, was vorher bestimmend war, das vollzieht sich etwa bei einer Hochzeit. Hochzeiten sind Momente, in denen zugleich Anfang oder Auszug begangen werden. „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen..." heißt es.
Bei der Hochzeit werden Menschen zusammengeführt und verbunden. Nicht nur die Eheleute. Bei der Hochzeit wird bedacht, was Menschen verbindet und was sie trennt. Am Anfang eines Jahres bedenken wir das ebenfalls. Wir prüfen, mit welchen Kulturen, mit welchen Ideologien wir uns verbunden fühlen, was uns einlädt, was uns abstößt. Wir bedenken, welche politischen Errungenschaften in diesem Europa von 2017 Reformen und Veränderung überstehen. Wir fragen, was uns trägt, was uns am Ende bleibt und wovon es sich zu verabschieden gilt.
Wo etwas Neues beginnen will, muss man sich von Altem trennen. Solche Abschiedsformeln und Gesten werden bei Hochzeiten vollzogen. Auch bei der Hochzeit zu Kana.
Die Hochzeit von Kana ist eine Abschiedsgeschichte, gerade weil sie ganz am Anfang des Johannesevangeliums steht. An dem Punkt, wo etwas Neues beginnt. Dieses Neue wird vor allem in den großen Fähigkeiten und Wundern Jesu deutlich. In Gottes Sohn der „kommen ist, hie auf diese Erden in armen Gebärden, dass er uns von Sünde freie und entbinde." Sein Beginnen mit uns, mit unsere Welt, ermöglicht den Abschied von Dingen, die uns quälen und gefangen halten.
Abschied vom Übel. Abschied von dem, was zwischen uns steht und zwischen uns und Gott.
Schon auf den ersten Metern des Weges durch ein neues Jahr bemerken wir (vielleicht sogar an uns selbst), was dieser Bereitschaft zum Loslassen im Wege steht.
Wie schwerlich lässt sich Fleisch und Blut
So nur nach Irdischem und Eitlem trachtet Und weder Gott noch Himmel achtet, zwingen zu dem ewigen Gut.
Einen Anteil von solcher Beschwerlichkeit, die den Zugang zum Himmel und die Teilhabe am ewigen Gut hindert, trägt jeder in sich. Sich von alten Quellen lösen, weil ihre Kraft versiegt, das fällt schwer - und es ernüchtert und enttäuscht auch. So wie Maria in Kana. So wie auch den Leuten, als ihnen der Wein ausgeht und das Fest des Lebens zu einem kargen, durstigen Miteinander zu werden droht. Was ist zu tun?
Niemand wird sich von alten Sicherheiten ohne weiteres Verabschieden und auf eine vage, unbestimmte neue Welt einlassen, wenn er nicht wenigstens ein Versprechen, eine Verheißung mit hineinnimmt. Bei der Hochzeit versprechen sich die, die getraut werden, Liebe, Beistand und Treue. Dieses Versprechen reicht aus, dass sie sich im fröhlichen Feiern auf eine gemeinsame Zukunft einlassen. So soll es auch bei Gott sein. Wen wir uns auf ein Leben mit ihm, auf eine Zukunft mit ihm einlassen, reicht sein Versprechen aus. Auch wenn wir nicht wissen, was uns erwartet. Der Glanz des Festes, zu dem uns Jesus einlädt, zu dem er selbst als Hochzeitsgast gekommen ist, der ist wie ein Vorgeschmack darauf, dass Leben gelingen kann ... und das wird es. Wenn unsere eigenen Möglichkeiten, das Gelingen zu gestalten ausgehen, so wie der Wein bei der Hochzeit, dann müssen die Quellen von woanders her neu gespeist werden. Dazu sind wir hier, weil wir glauben, dass Jesus Christus auf wunderbare Weise hilft, des Lebens Mangel auszufüllen.
Fällt Not und Mangel gleich von allen Seiten ein,
Mein Jesus wird mein Schatz und Reichtum sein.
Seine Versprechen reichen aus. Seine Verheißung, mit uns zu gehen und bei uns zu sein, bedarf keiner Kontrolle und keiner kritischen Einflussnahem von anderer Seite. Es bedarf des Staunens und der Dankbarkeit, wenn wir uns dem Geschenk des Lebens gegenüber neu öffnen.
Fällt Not und Mangel gleich von allen Seiten ein,
Mein Jesus wird mein Schatz und Reichtum sein.
In diesem Sinne möge Segen um uns sein in diesem neuen Jahr. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen uns Sinne in Christus Jesus. Amen
GEBET
Für uns bist du das Licht, das in die Welt gekommen ist.
Hilf den Menschen, um die es dunkel ist,
dass sie dein Licht erkennen und ergreifen können.
Zu dir rufen wir: Herr, erbarme Dich
Da gibt es so viele, die haben Angst.
dunkle Gedanken, trügerische Abhängigkeiten,
der Verlust von Beziehung und Sicherheiten machen sie kaputt.
Hilf ihnen, neue Wege zu finden.
Zu dir rufen wir: Herr, erbarme Dich
Da gibt es so viele Chancen in deiner Gemeinde zu helfen
und wir ergreifen sie nicht.
Schenke uns Offenheit und Bereitschaft.
Zu dir rufen wir: Herr, erbarme Dich
Es gibt Menschen, die zerreißen sich vor Hilfsbereitschaft
und kommen doch manchmal nicht zum Ziel.
Tröste sie und hilf ihnen, weiterhin zu helfen.
Zu dir rufen wir: Herr, erbarme Dich
Herr, wenn du willst, dass etwas neu wird,
hilf uns, dass wir bereit sind, uns zu verändern
und neue Wege zu gehen.
Zu dir rufen wir: Herr, erbarme Dich.
VATER UNSER
SEGEN
Evangelium nach Johannes Kapitel 2
2, 1 Es war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. 2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. 3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4 Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. 6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße.
7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. 8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. 9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam - die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam 10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. 11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.
1. Coro Ach Gott, wie manches Herzeleid
Begegnet mir zu dieser Zeit!
Der schmale Weg ist trübsalvoll,
Den ich zum Himmel wandern soll.
2. Recitativo (e Choral)
Wie schwerlich lässt sich Fleisch und Blut
Tenor
So nur nach Irdischem und Eitlem trachtet
Und weder Gott noch Himmel achtet,
Zwingen zu dem ewigen Gut!
Alt
Da du, o Jesu, nun mein alles bist,
Und doch mein Fleisch so widerspenstig ist.
Wo soll ich mich denn wenden hin?
Sopran
Das Fleisch ist schwach, doch will der Geist;
So hilf du mir, der du mein Herze weißt.
Zu dir, o Jesu, steht mein Sinn.
Bass
Wer deinem Rat und deiner Hilfe traut,
Der hat wohl nie auf falschen Grund gebaut,
Da du der ganzen Welt zum Trost gekommen,
Und unser Fleisch an dich genommen,
So rettet uns dein Sterben
Vom endlichen Verderben.
Drum schmecke doch ein gläubiges Gemüte
Des Heilands Freundlichkeit und Güte.
3. Aria B
Empfind ich Höllenangst und Pein,
Doch muss beständig in dem Herzen
Ein rechter Freudenhimmel sein.
Ich darf nur Jesu Namen nennen,
Der kann auch unermessne Schmerzen
Als einen leichten Nebel trennen.
4. Recitativo T
Es mag mir Leib und Geist verschmachten,
Bist du, o Jesu, mein
Und ich bin dein,
Will ichs nicht achten.
Dein treuer Mund Und dein unendlich Lieben,
Das unverändert stets geblieben,
Erhält mir noch den ersten Bund,
Der meine Brust mit Freudigkeit erfüllet
Und auch des Todes Furcht, des Grabes Schrecken stillet.
Fällt Not und Mangel gleich von allen Seiten ein,
Mein Jesus wird mein Schatz und Reichtum sein.
5. Aria (Duetto) S A
Wenn Sorgen auf mich dringen,
Will ich in Freudigkeit
Zu meinem Jesu singen.
Mein Kreuz hilft Jesus tragen,
Drum will ich gläubig sagen:
Es dient zum besten allezeit.
6. Choral
Erhalt mein Herz im Glauben rein,
So leb und sterb ich dir allein.
Jesu, mein Trost, hör mein Begier,
O mein Heiland, wär ich bei dir.