Gedanken zum Tag

  • 27.03.2020
  • Pfarrerin Britta Taddiken

 

Irgendwie hat dieses Jahr schon verquer angefangen. In der Neujahrsnacht hat jemand die gesamte Fensterfront von Thomashaus und Thomaskirche Richtung Westen mit Steinen zerschmettert. Auch das Lebensbaumfenster unseres „Bernsteinzimmers“ ging dabei zu Bruch. Als ich das am Neujahrsmorgen gesehen habe, kamen mir die Tränen. Klar, wegen des schönen alten Fensters. Was hatte es alles nahezu unbeschadet überstanden! Aber auch, weil es so viel sinnlose Gewalt und Zerstörung unter uns gibt. Einfach nur so. Nicht nur gegen Sachen. Vor allem auch gegen Menschen – und die Schöpfung. Im Moment habe ich den Eindruck: Die Natur erholt sich ein bisschen von uns. Die Luft wirkt frischer in der Innenstadt von Leipzig. In Venedig kann man in der Lagune die Fische wieder sehen. Die Smogwolke über Peking ist kleiner geworden. Hilft ausgerechnet Corona, das Klima zu verbessern? Verrückter Gedanke. Oder doch nicht? Auch die Menschen scheinen mir etwas behutsamer miteinander umzugehen. Der Baum des Lebens – er wächst im Moment trotz allem. Er lässt sich nicht stören von der Zerstörung. Als das „geheilte“ Lebensbaumfenster am Dienstag wieder eingesetzt wurde, war das ein besonderer Moment. Wie „Klein-Ostern“! Menschen aus aller Welt haben dafür gespendet, dass es jetzt wieder da ist. Und dass wir auch in der Thomaskirche zu Ostern wieder alle bunten Fenster komplett haben. Vielleicht wird sogar etwas daraus, dass die Gloriosa in ihrem neuen Joch am Ostersonntag läuten kann. Das neue Leben begrüßen, dass sich gegen alle Zerstörungsmächte durchsetzen wird. Ein kleiner Moment war davon schon zu spüren in dieser Woche…

Pfarrerin Britta Taddiken
taddiken @thomaskirche.org