Gedanken zum Tag
- 19.06.2020
- Prädikantin Dr. Almuth Märker
Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den Du gehen sollst. (Ps. 32, 8)
Gestern gab es in Sachsen die Abinoten. Die jungen Frauen und jungen Männer werden ihr Leben lang davon erzählen, dass sie der Corona-Abijahrgang waren. So mancher Plan, in einem Fach noch 'was zu stemmen, ging nicht auf; so mancher Notenpunkt verrutschte. Doch in jedem Fall ist das geschaffte Abitur ein Grund zu feiern.
Können Sie sich erinnern, wie oft Sie in den 12 Jahren Schulzeit gesagt oder gehört haben: „Mach deine Hausaufgaben! Hast Du die Turnschuhe eingepackt? Wann ist Elternabend? Ist das Referat schon fertig, kann ich es mal sehen?“ Und gerade in den Wochen der Abiturprüfungen ist es dann beinahe unglaublich, wieviel Wissen in einen so jungen Kopf hinein geht.
Der Kopf wird in der Schulzeit zu Höchstleistungen angehalten. Doch was ist mit dem Herzen? Was mit dem ganzen Menschen? Wir ahnen es: Es gibt eine Art von Bildung, die lässt sich nicht mit Zensuren, Punkten oder credit points bemessen. Die grundlegendste Art der Bildung ist, dass wir von Gott geschaffen, von Gott gebildet sind. Das setzt uns auf die Lebensspur. Die Fahrt ist gut, Gott will das so. Klamme Klüfte, absturzgefährdete Höhen und Wegstrecken, in denen es uns aus der Kurve zu treiben droht, eingeschlossen. Dann kommen die zermürbenden Fragen: „Warum?“, „Woher?“, „Wieso?“, „Wohin?“. Gott lässt da Ruhe einkehren: Lass dich von mir unterweisen und richte dich nach mir aus! Der Weg, der richtig für dich ist, wird sich dir eröffnen. Dafür sorge ich, Gott.
Edith Stein (Jüdin, Christin, Karmelitin, Philosophin, Frauenrechtlerin, 1871 – 1942) stellt suchend ihre Fragen an den Heiligen Geist und findet weibliche Bilder der Wegbegleitung und der Schöpfungskraft:
„Wer bist Du, Licht, das mich erfüllt
und meines Herzens Dunkelheit erleuchtet?
Du leitest mich gleich einer Mutter Hand,
und ließest Du mich los,
so wüsste keinen Schritt ich mehr zu gehen.
Du bist der Raum der rund mein Sein umschließt
und in sich birgt. ...“
Gott, die mit uns schwanger geht, trägt uns aus, bis wir ihr sterben.