Gedanken zum Tag

  • 24.03.2020
  • Landesbischof i. R. Christoph Kähler

Himmelsschlüssel

Wer in diesen Tagen aus dem Haus geht, sich aber nicht mit Freundinnen und Bekannten treffen darf, muss doch Blumen und Bäumen nicht aus dem Wege gehen. Zumal die in diesem Jahr oft schon sehr früh ihre Blätter und Blüten zeigen. Mein Blick fiel draußen auf eine ziemlich gewöhnliche Wildblume und lenkte meine Gedanken auf ihren merkwürdigen Namen: Himmelsschlüsselchen. Die Gelehrten rätseln, ob die Blüten auf den Bart eines Schlüssels zu deuten sind und der Stängel auf den Schlüsselhalm oder die Blüten in sich schon einen ganzen Schlüsselbund darstellen. In jedem Fall aber deutet der Namen auf das klassische Kennzeichen des Petrus. Er erscheint regelmäßig auf Altären mit einem großen Schlüssel in der Hand. Das verweist auf ein Versprechen Jesu an den Apostel, das im Matthäusevangelium steht: „Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein. “ So klein die Blume ist, so schwer kommt mir aber diese Aufgabe vor: Mensch, bedenke und entscheide, was Gott von uns will. Also: was ist heute gut und was schlecht?

Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich ein staatliches Verbot von Gottesdiensten begrüßen und mich daran halten würde. Doch nun in der kaum vorstellbaren Krise ist das notwendig, weil es dazu dient, Leben zu retten. Nur, dazu reicht es nicht, einige Kirchentüren zu verschließen. Wir brauchen auch die Schlüssel, die weiterhin Herzen aufschließen und beweisen: Du bist nicht allein. Wir sind und wir bleiben als Kinder eines himmlischen Vaters miteinander verbunden – durch das Telefon, durch das Internet, durch Briefe, durch Hinweise von Balkon zu Balkon und durch Hilfestellung von Tür zu Tür. Himmelsschlüssel schließen den Himmel auf und neue Wege zu Menschen in der Gemeinde wie im eigenen Haus. Vor der Petrusaufgabe stehen wir alle und bitten um die Kraft zu Lösungen.