Gedanken zum Tag

  • 08.06.2020
  • Pfarrerin Britta Taddiken

„Black lives matter“ – mit selbstgemalten Schildern zogen viele Jugendliche gestern an der Thomaskirche vorbei in Richtung Markt. Ein Hubschrauber kreiste über der Innenstadt und die auf dem Markt stattfindende Kundgebung war bis auf den Thomaskirchhof zu hören. 1000e waren unterwegs, um gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit ihre Stimme zu erheben. 8 Minuten und 46 Sekunden – solange dauerte der Todeskampf des George Floyd. „I can’t breathe“ – fünfmal hat er das hörbar gerufen, als sich das Knie eines Polizisten in seinen Nacken bohrte und ihn langsam und qualvoll erstickte. Dieser Satz – er wird so schnell nicht vergessen werden: „I can’t breathe“. Er steht für all das, was Menschen empfinden, die rassistischen Übergriffen ausgesetzt werden. Was mit einer Bemerkung beginnt, setzt sich fort in der Tat. Was reitet eine Werbeabteilung wie die von VW, die in einem Video eine weiße Hand einen schwarzen Menschen aus dem Bild „schnippen“ lässt und dazu die Buchstaben „N E G E R“ einblendet? Das sei doch nur Spaß? Wer darüber lachen kann, mache sich eines bitte klar: Der Mensch ist Ebenbild Gottes. Nicht der weiße Mensch. Auch bei uns geht es vielen so, dass sie das so empfinden: „I can’t breathe – Ich kann nicht atmen.“ 
Der Atem ist die Lebenskraft, die Gott dem Menschen nach dem 1. Buch Mose eingehaucht hat. Wer sie dem anderen nimmt, auf welche Weise auch immer – er bestreitet damit nicht nur die gute Schöpfung Gottes, sondern auch sein eigenes höchstpersönliches Dasein. Denn der Mensch ist durch den Atem eine „lebendiges Wesen“ (1. Mose 27). Jeglicher Rassismus tötet – in der Tat. Gut, dass Menschen auch und gerade dagegen aufstehen, wo die Schöpfung zur Besinnung kommen soll…