Gedanken zum Tag
- 22.04.2020
- Prädikantin Dr. Almuth Märker
Den Alltag ausrichten
Eine Korbtruhe, ein Strauß Tulpen, eine Kerze, ein Buch. Ganz normale Alltagsgegenstände also. Eine Truhe ist eine Truhe, ein Blumenstrauß ein Blumenstrauß, und ein Buch ist ein Buch. Je länger ich sie aber betrachte, umso mehr bekomme ich Lust, diese Gegenstände mit anderen Augen zu sehen und ihnen eine andere Bedeutung beizumessen.
Die aus Weide geflochtene Truhe erinnert mich daran, wie oft Gottes Volk aufbrechen musste, wie Frauen, Kinder und Männer alles zurück ließen und nur das Nötigste mitnahmen, um sich von Gott in eine neue Zukunft führen zu lassen. Auszug aus Ägypten: „Also zogen die Israeliten aus.“ (2. Mose 12, 37)
Dem Strauß Tulpen sehe ich an, dass er schon in wenigen Tagen seine Blütenblätter verlieren wird. Und ich denke daran, wie alles in der Natur, was uns durch seine Schönheit tief in der Seele anrührt, ganz und gar vergänglich ist. Die Stelle im Brahms-Requiem, die auf Jesaja Bezug nimmt klingt in mir auf: „Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, ...“ (Jesaja 40, 8)
Die brennende Kerze ist nicht irgendeine, sondern die Osterkerze, die ich während der Osternacht entzündet habe. Und auch zehn Tage nach dem Osterfest fühle ich Freude in mir aufsteigen über den Satz des Engels, den er den Frauen am leeren Grab sagt: „Jesus ist nicht hier. Er ist auferstanden.“, (Matthäus 28,6)) - Der Herr ist auferstanden.
Das Buch ist ein Band über „Tausend Jahre Taufen in Mitteldeutschland“. Und ich denke daran, dass ich getauft bin. Und daran, dass Luther den Satz „Ich bin getauft.“, wenn es ihn hart ankam, mit Kreide auf seinen Tisch geschrieben haben soll. In dem Moment unserer Taufe fängt etwas Neues an.„... auf dass auch wir in einem neuen Leben wandeln.“ (Römer 6,4)
Truhe, Strauß und Buch sind, was sie sind, - und können eine tiefere Bedeutung in sich tragen.
Lasst uns das tun: Den Alltag geistlich ausrichten.