Gedanken zum Tag
- 21.04.2020
- Matthias Caffier
Singen Sie?
"Singen Sie!" empfahl kürzlich Kammersänger Martin Petzold inmitten der aktuellen Krise und nannte dafür zwei gute Gründe: Das stärke die Lungen und mache gute Laune, was er dann auch prompt in einem kleinen TV-Beitrag aus der Gundorfer Kirche unter Beweis stellte.
Auch ich singe gern, aber als Mitglied einer Kantorei kommt bei mir die richtige Freude erst beim gemeinsamen Chorgesang auf. Seit Jahresbeginn studieren wir den >>Lobgesang<< von Mendelssohn Bartholdy ein; momentan allerdings jeder für sich allein und zwar mit Hilfe einer Übungs-CD, auf der die jeweilige Stimmlage hervorgehoben ist. Das ist zwar ein nützlicher Notbehelf, ersetzt aber überhaupt nicht das gemeinsame Singen.
Mendelssohns >>Lobgesang<< – ein Auftragswerk der Stadt Leipzig – erlebte übrigens 1840 in unserer Thomaskirche seine festliche Uraufführung. In dieser Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift arbeitete der Komponist verschiedene biblische Themen heraus: das Lob Gottes und Gottes Treue zu denen, die seines Trostes harren, stehen dabei im Zentrum. Der Schlusschor hebt dann zum eigentlichen, titelgebenden Lobgesang an und endet in einem überwältigenden Fortefortissimo: >>Alles was Odem hat, lobe den Herrn, (…), Halleluja, Halleluja, lobe den Herrn!<<
Ich weiß, bis es wieder zu diesem oder einem anderen gemeinsamen Lobgesang in unserer Kirche kommt, kann es noch lange dauern und auch dann wird das gemeinsame Singen vermutlich nur mit Auflagen (wie dem Sicherheitsabstand) möglich sein. Dennoch freue ich mich schon heute auf diesen fernen Tag, an dem ich zusammen mit vielen Sängerinnen und Sängern aus voller Lunge singen werde: Soli Deo Gloria.