Gedanken zum Tag

  • 09.04.2020 , Gründonnerstag
  • Pfarrer Martin Hundertmark

 

Widerstand und Ergebung

  In Anlehnung an Dietrich Bonhoeffers (*04.02.1906 +09.04.1945) berühmtes Zitat "Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist", möchte ich heute ergänzen: Für andere da zu sein bedeutet momentan aushalten zu können, dass man zu Hause bleiben muss.
In großer Tischgemeinschaft wollten wir am heutigen Gründonnerstag das Abendmahl miteinander feiern. Bei Brot und Wein sowie den Gaben, die jeder mitbringt, wird die Gemeinschaft mit Jesus Christus und untereinander lebendig.
Groß ist die Sehnsucht danach, auch bei mir. Und es regt sich innerlich Widerstand gegen die momentane Ausnahmesituation. Lässt sich vielleicht eine Lücke finden? Könnte man nicht virtuell Abendmahl feiern? Nein - kann man nicht und sollte man auch nicht. Denn Christus ist in den Elementen Brot und Wein anwesend. Das Wunder des Abendmahls besteht gerade in deren Wandlung zu Leib und Blut Christi während wir sie zu uns nehmen. Von daher ist eine virtuelle Abendmahlsfeier ohne Brot und Wein nicht möglich. Wir werden die schmerzliche Lücke heute aushalten müssen und dürfen uns in dieses Leiden hineinbegeben.  "Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandkraft geben will, wie wir brauchen" schreibt Bonhoeffer in seinem Glaubensbekenntnis. Damit macht er auch deutlich, dass die Gemeinschaft mit Gott nicht abbricht.
Mögen wir auf dieses Zumessen der Kraft Gottes vertrauen können. Dazu zählt auch die Gewissheit: Wir werden irgendwann wieder miteinander Abendmahl feiern - fröhlich in großer Runde und glücklich über die überwundene Notzeit.
So bete ich mit Bonhoeffers Worten:"
"führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen. Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht."
(aus: "Von guten Mächten wunderbar geborgen")

Pfarrer Martin Hundertmark
hundertmark@thomaskirche.org