"Besinnung am Wochenende" in der Lutherkirche
- 17.08.2019
- Prädikantlin Dr. Almuth Märker
Reihe „Schatz der Psalmen“ – heute: Ps. 145, 6b „Lebensmittel“
Szene 1:
„Oma, was wollen wir noch einkaufen?“ – Das Ferienkind steht am Eingang vom Konsum, die kleine Hand in die faltige der Oma gelegt.
„Ich will einmal das Rezept für Humus ausprobieren, das mir die Mama aus dem Internet ausgedruckt hat. Dafür brauchen wir ... Kichererbsen, Sesam, Knoblauch (den haben wir noch), Olivenöl und einen Schuss Zitrone, also noch eine Bio-Zitrone.
Außerdem will ich mit Dir einen Marillenkuchen backen. Ich habe da so ein schönes Rezept von meiner Großmutter. Also brauchen wir noch Aprikosen.“
Enkelin und Großmutter, sie kaufen Lebensmittel ein, die Mittel zum Leben. Oder, wie es in meiner Studienzeit über einem Laden prangte, „Waren täglicher Bedarf“, also das, was wir täglich zum Leben brauchen.
Unser Ferienkind fährt nach 5 Tagen nach Hause und erzählt begeistert von ihren Ferientagen bei der Großmutter, u.a. auch von Humus und Marillenkuchen.
Es erzählt – von den Mitteln zum Leben.
Szene 2:
„Gott, was brauche ich noch zum Leben?“
Ich, eine Alltagschristin, blicke erwartungsvoll hinauf zum Himmel oder in mein Herz und richte den Blick nach innen im Gebet.
Die Mittel zum Leben, die ich so nötig brauche, will Gott mir schenken:
- mir die Angst vor dem Termin zum Augenlasern wegen des Grauen Star nehmen,
- mir die richtigen Worte im jüngsten Trauerfall in der Familie für den Kondolenzbrief geben,
- mir Vertrauen schenken, wenn jetzt der Sohn, wenn jetzt die Enkelin in die Schule kommt,
- mich mit Freude an der Musik und mit Dankbarkeit für mein Leben erfüllen.
All das – Vertrauen, Trost, frohe Dankbarkeit – sind Lebensmittel, sind Mittel zum Leben.
(Und im Übrigen sind das eben keine Waren – s.o. „Waren täglicher Bedarf“ -, sondern Gott gibt sie gratis.)
Die Enkelin bei der Oma beim Einkauf von Lebensmitteln.
Mein gläubiges Herze, das sich an Gott wendet.
Eine Analogie? – Vielleicht.
Doch es gibt einen Unterschied, und der ist bemerkenswert:
Das Ferienkind berichtet begeistert: von Kichererbsenmus, von Aprikosenkuchen.
Und ich? was tue ich?
Ich erbitte täglich Mittel zum Leben von Gott (Trost, Freude, Vertrauen). Ich brauche sie, und ich verbrauche sie.
Doch ich schweige davon.
Lasst uns doch erzählen davon:
Von Gottes großen Taten
Von Gottes Herrlichkeit
Von Gottes Güte,
davon, wie er uns, wie sie uns täglich mit den Mitteln zum Leben und zum Überleben und zum Weiterleben versorgt.
Ps. 145, 6b:
„Ich will berichten von Deinen großen Tatan,
ich will erzählen von Deiner Herrlichkeit.“
Amen
Die Besinnung in der Lutherkirche wurde 2003 von Superintendent i.R. Johannes Richter begründet. In seinem Meditationsbüchlein kann man lesen:
„Ihr sollt öfter von Gott reden, als ihr Nahrung einnehmt, öfter an Gott denken, als ihr ein- und ausatmet. (Evagrius Ponticus, Mönch, Ägypten, 4. Jh.)
In: Johannes Richter u.a. (Hrsg.): Wenn die Stille in mir ... Meditationen aus der Thomaskirche zu Leipzig, Benno : Leipzig 1992, S. 105