Besinnung am Wochenende

  • 18.08.2018
  • Prädikantin Dr. Almuth Märker

Der Gedanke, der unserer Andacht heute Abend in der Lutherkirche den Impuls zum Leben geben wird, entstammt einem Vers aus dem Propheten Jesaja. Er ist auch der Wochenspruch für die morgen beginnende Woche: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen." (Jes. 42, 3)

Jesaja. Immer wieder Jesaja. Dieser Prophet, der das Volk Israel mit Gottes Wort und mit seinem Zuspruch durch die tiefsten Tiefen begleitet. Jesaja - der Prophet, dem es immer wieder gelingt, Hoffnung im Gedächtnis der Menschen zu verwurzeln, den Samen der Hoffnung in die verzagten Herzen von Menschen zu legen.
Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.
Und das angesichts der Vertreibung aus Jerusalem, angesichts der Verschleppung der geistigen Elit und angesichts der Zerstörung des Tempels.
Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.

Dieser Satz ermutigt. Und Ermutigung - sie tut uns so gut.
Es braucht dafür gar nicht den absoluten Tiefpunkt. Es mögen zwar einige unter Ihnen sein, die einen solchen absoluten Tiefpunkt schon erlebt haben: am Ende eines Krieges, beim Zusammenbruch eines Gesellschaftssystems, bei der Insolvenz ihres Betriebes, bei einer Krankheit mit todbringender Diagnose. - Ganz klar: Da tut Ermutigung so sehr Not.
Doch oftmals brauchen wir sie schon in kleineren Krisen, bei Erschütterungen oder auch in scheinbar kleinen Entscheidungssituationen in unserm Leben. Wir sehnen uns nach Ermutigung.

Aber was ist sie - die Ermutigung? Was macht sie aus? Wie wirkt sie?
Wie wenn ein müdes, hinfälliges, angsterfülltes, zitterndes Etwas vollgefüllt wird mit etwas, das es stärkt und erfrischt und die Angst wegwischt und das Zaudern vom Tisch fegt: eben mit Mut.
Vollgefüllt werden mit Mut - Ermutigung.

Ermutigung (vollgefüllt werden, nicht ich fülle mich), die kann nur von außen kommen.
Ermutigung, sie kommt von Gott.
Jesaja: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen."

Ermutigung ist Gottes Stärke.

Aber wissen sie was, liebe Gemeinde? Die Ermutigung, die können wir uns abgucken von Gott, die können wir lernen von Gott.
Wir selbst, ganz konkret und ganz im Kleinen, können uns gegenseitig ermutigen.
Wir können den zitternden, zagenden, zaudernden Menschen - die Freundin, den Partner, den Sohn, die Mutter - vollfüllen mit etwas, das sie stärkt und erfrischt und die Angst wegwischt und das Zaudern vom Tisch fegt. Wir können sie ermutigen.
Dabei wissen wir, dass die Kraft selbst von Gott kommt. Aber ermutigen, das können auch wir.

Ich möchte dazu von einer kleinen Begebenheit erzählen, die mich vor ein paar Tagen überhaupt erst auf die Idee brachte, die Ermutigung von Jesaja und von uns heute in unserm „Impuls zum Leben" in Worte zu fassen:
Mein Chef, selbst Leiter einer größeren kulturellen Einrichtung in unserer Stadt, richtete mir Grüße von einem jungen Mann aus, dem er als Repräsentanten einer anderen bedeutenden kulturellen Einrichtung Leipzigs begegnet sei. Frau Märker - also ich - hätte diesen jungen Mann damals vor 12 Jahren dazu ermutigt, sich zu bewerben. Er sei damals gerade erst mit dem Studium fertig geworden und hätte sich nie einfallen lassen, eine Bewerbung auf diese Stelle abzuschicken. Ohne meine Ermutigung hätte es damals nicht geklappt.

Aus dem Propheten Jesaja haben wir es sehen können:
Ermutigung ist Gottes Stärke.
Aber liebe Gemeinde:
Ermutigung - lassen Sie sie auch unsere Stärke sein.

Amen