Predigt über Markus 12,28-34

  • 25.08.2019 , 10. Sonntag nach Trinitatis
  • Prof. Dr. Axel Denecke

1.

Was für ein Predigttext zum heutigen Israelsonntag (10.n.Trin), dem Sonntag also, an dem wir wenigstens einmal im Jahr uns an die unverbrüchlichen jüdischen Wurzeln unseres christlichen Glaubens erinnern wollen, Israel und Kirche, eine untrennbare Einheit –-- und (2) außerdem: in einer Woche ist eine ganz offene Landtagswahl hier in Sachsen. Wer wird stärkste Partei? Und auch Sie in Leipzig können wohl kaum gegenüber denen um Dresden herum daran nicht viel ändern. Und heute ist also Israelsonntag. Wie passt das alles zusammen? Ich will versuchen, es zusammen zu bringen, so gut ich kann.

Zunächst schaue ich aber auf den grandiosen PR-Text, von der Kirche für heute zum Israel-Sonntag verordnet, für diesen Tag. „Was für ein PR-Text“, sagte ich am Anfang, ein Text, in dem der fromme Jude Jesus sich ganz in seine jüdische Tradition hinein stellt und dann doch aus dieser Tradition heraus, darüber hinaus geht und neue Zeichen setzt, Zeichen auch für uns. 2000 Jahre alt und noch immer wartet Jesus darauf, das wir es endlich einlösen. Endlich, heute hier in Thomas – und in 8 Tagen vielleicht sogar dann bei der Wahl. Achten Sie also zunächst aufmerksam den PR-Text, Sie haben ihn ja schon gehört und können ihn auch im Programm mitlesen. Ein frommer Schriftgelehrter fragt Jesus nach dem „höchsten Gebot“ für die Juden damals und für als Christen heute. Und der fromme Jude Jesus macht etwas ganz Ungeheuerliches. Er fast alle 613 jüdischen Gebote des AT zusammen in dem sog. Doppelgebot der Liebe: Das ist für Jesus der Kern, die innere klare Mitte alle Gebote Gottes an uns Menschen. Also zunächst der Hören wirklich aufregende, ja eigentlich gar revolutionäre Text:

Und es trat zu ihm einer der Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander stritten. Als er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen? 29 Jesus antwortete: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, 30 und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft« (5. Mose 6,4-5). 31 Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese. 32 Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Ja, Meister, du hast recht geredet! Er ist einer, und ist kein anderer außer ihm; 33 und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt und mit aller Kraft, und seinen Nächsten lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer. 34 Da Jesus sah, dass er verständig antwortete, sprach er zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und niemand wagte mehr, ihn zu fragen.

2.

Dazu muss ich jetzt ein paar erklärende Worte sagen, zunächst geht es noch ganz harmlos zu sehr nett sogar. Von dem Schriftgelehrten, diesem allzu klugen, vielleicht sogar frommen Juden heißt es: „er sah, dass Jesus den Pharisäern gut geantwortet hatte“, er drückt also anders als allgemein bekannt sein Sympathie zu Jesus aus. Und Jesus sagt am Ende des Gesprächs, als er sah, das er recht verständig mit ihm diskutiert hatte, zu ihm: „Du bist nicht fern vom Reich Gottes“. Also ganz anders als wir gewöhnlich denken, Jesus und sein „Gegner“ der Schriftgelehrte ganz eng beisammen, fast eine Einheit, jedenfalls große Sympathie für einander die man ja sonst als Gegner kennt. Toll --- und in einer Woche ist Wahl in Sachsen, nicht wahr und die Parteien stehen sich (feindlich? freundlich? Oder doch feindlich?) gegenüber. „Du bist nicht fern vom Reich Gottes“ sagt Jesus zu seinem Gegner.

3.

Doch das ist grad erst der Anfang. Denn nun kommt das Eigentliche und nun wird es wirklich dramatisch. Der Schriftgelehrte fragt: „Welches ist das höchste Gebot von allen?“, eine 100-Punkte-Frage. Er war beeindruckt von Jesus, war neugierig, wollte einfach wissen, welches der vielen, ja allzu vielen 613 Geboten, die die Juden damals konnten und noch heute kennen, eine Inflation an Geboten, kann man gar nicht alle behalten, man kann sich verheddern darin, welches denn nun das größte und wichtigste sei. Er traute es dem frommen Juden Jesus zu, dass er es wisse.

Und Jesus wusste es, wusste es aus seinem Glauben heraus, aus seiner inneren Verbindung, ja Vereinigung mit Gott heraus. Und so fasst er – unerhört ist das, ja revolutionär in den Augen der Juden damals - alle 613 inflationären Gebote im ganz einfachen Doppelgebot der Liebe zusammen. Ich lese Jesu Antwort noch einmal vor. Der sagt damit eigentlich (1) nichts Neues und er sagt (2) zugleich doch radikal Neues. --- Nichts Neues. Denn er zitiert einfach seine jüdische Tora, die Bibel ( 5. Mose 5 und 3.Mose 19), kennen alle Juden in- und auswendig, damals und heute, nichts Neues also --- Und doch etwas radikal Neues. Denn Jesu fasst damit alle 613 Gebote zusammen, erkennt ihre innere Mitte, bringt sie auf den Punkt, besser auf einen Doppelpunkt. 1. Gott lieben 2. den Nächsten lieben wie sich selbst. Das ist der Sinn aller Gebote Gottes für uns, damals und heute: Also: Mehr brauchst du von Gott nicht zu wissen, da ist alles drin vom Gott, das reicht völlig aus, ganz einfach: An mehr als seine Liebe brauchst du nicht zu glauben, mehr als bloß deinen Nächsten zu lieben brauchst du nicht zu tun. Ist doch ganz einfach, nur Gott und deinen Nächsten lieben. Einfach? Oder? Sie ahnen schon natürlich: so schwierig, so Menschen-unmöglich ist es zugleich: Wirklich echt lieben – kriegen wir nicht hin, trotz aller Wortbeschwörung. Wir sind permanent überfordert damit, denken sie auch jetzt an die Wahl in 7 Tagen.

4.

Denn das Besondere kommt ja noch. Es heißt. “Deinen Gott lieben von ganzen Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte, mit all deiner Kraft“. Oh ja! Oh weh! Tun wir das? Also, ich krieg das nicht hin, geb ich offen zu, ich bemühe mich zwar redlich, aber krieg es nicht hin. Gott mit ganzen, ungeteiltem Herzen lieben, von ganzer Seele, ganz und gar also, mit all meiner Kraft. Da kommt, wenn ich ehrlich bin immer etwas dazwischen und ich tue es nicht oder eben nur höchst unvollkommen. höchst halbfertig, gequält, oft auch verzagt, wie auch immer. ----

Also konkret. Ich sag ja immer lauthals „Ja, ich, ich liebe meine Frau“ Schöne Worte! Worte. Doch tu ich‘s wirklich? --- Und ich wage also auch Sie ganz offen zu fragen. Lieben Sie Gott wirklich von ganzen Herzen, ganz ungeteilt, mit all Ihrer Kraft? Schön, wenn Sie da überzeugt, gar voll tönend JA sagen können. Ich gratuliere Ihnen. Toll! Ich bin schwer beeindruckt von Ihnen! Ich kann das leider nicht. Ich scheitere da immer wieder, so sehr ich mich auch bemühe, so wie ich natürlich auch daran scheitere, den Nächsten wie mich selbst zu lieben. Da gibt es so viele Nächste und vor allem auch Fernste, die durchaus nicht liebenswert sind. Denken Sie einfach wieder an die Wahl in 7 Tagen. Die alle lieben? Verrückt, verrückt! Und sogar lieben wie ich mich selbst liebe. „Wie dich selbst“. Liebe ich mich denn selbst? Da ist ja so viel an mir, das nicht liebenswert ist. Keiner weiß das besser als ich selbst. Ich will Sie nicht damit belästigen oder langweilen, indem ich es alles aufzähle, dazu reicht auch die Zeit für eine Predigt nicht. Also, wenn ich ehrlich bin, wenn wir ehrlich sind - Gott lieben und den Nächsten lieben wie sich selbst - – als Programm gut und schön, als Idee wunderbar, und dann auch noch „mit ganzem Herzen und mit all meine Kräften“ in der Realität unserer Welt aber unerfüllbar - Fehlanzeige - bin ich heillos überfordert. Was will da dieser Jesus alles von mir? Kein Wunder, dass es auch nach 2000 Jahren mit dem christlichen Glauben bei jedem Einzelnen nicht weit her ist, von der Kirche insgesamt noch ganz zu schweigen. Die Kirche? Dass ich nicht lache. Wie also kommt dieser verrückte Jesus dazu, das von mir, von uns zu verlangen? Will er uns damit bloß stellen? Drauf hinweisen, dass wir das eh nicht hin kriegen?

5.

Nun tut Jesus – das ist ja das Tolle bei dem Ganzen - nichts anderes, als seine Bibel, das Alte Testament zu zitieren. Da steht es ja so drin. Wie kommen also bloß unsere jüdischen Geschwister dazu, so zu reden? Dazu muss man das Alte Testament und die jüdische Geschichte etwas kennen. Die Beziehung zwischen Gott und seinem jüdischen Volk ist eine einzige Liebesgeschichte, aber eine verrückte völlig einseitige, verkorkste, auch enttäuschende Liebesgeschichte. Ich erinnere ganz abgekürzt daran. Gott liebt sein Volk Israel von ganzem Herzen, von ganzer Seele mit all seiner Kraft, immer und immer wieder, lässt nicht locker damit, er liebt sie, doch sein Volk tut das nicht oder aber recht halbherzig, rennt immer wieder von ihm weg, enttäuscht ihn, läuft falschen Göttern nach, begeht Ehebruch, übertritt alle Gebote, will selbst Gott spielen, spotte über ihn, verachtet ihn sogar z.T. die Propheten (Amos, Jesaja, Jeremia) mahnen vergeblich, das Volk kündigt immer wieder diese Ehe auf, keine echte, ganze Liebe zu Gott.

Und Gott? Und Gott? Was tut er? Er ist nicht beleidigt und kündigt den Bund auf. Er bleibt ganz stur, er liebt dennoch weiter sein Volk. Verrückt. So sehr sie ihn auch enttäuschen, seiner Liebe spotten, ihm den Rücken kehren - Gott bleibt stur und liebt sie penetrant weiter, immer weiter, damals, „Meine Liebe könnt ihr durch eure Untreue kaputt machen“, damals nicht, heute auch noch, und auch noch in 1000 Jahren, was auch immer passiert. Ungeteilt, mit ganzem Herzen, all seiner Kraft. Ist das nicht verrückt? Ist das nicht völlig unvernünftig? Kann man so in dieser Welt bestehen? Kann GOTT so bestehen in dieser verrückten Welt? Gott besteht darauf und sagt uns: nur so ist echtes leben möglich. Er ist es, nur er, der wirklich mit ganzem Herzen, ganzer Seele und all seiner Kraft zur Liebe fähig ist, zunächst sein Volk, dann auch alle Menschen liebt, ohne Unterlass, ohne Wenn und Aber, ohne jede Vor-Bedingung, wirklich mit all seiner Kraft, ja mit aller. Das/so ist Gott. Das wissen die Juden im alten Bund mit Gott: Das will Jesus uns im neuen Bund auch mitteilen. Das ist der gemeinsame Bund zwischen Gott und allen Menschen:

Und auf den Punkt gebracht heißt das einfach: Nur Gott liebt mit aller Kraft, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele. Nur er. Liebe beginnt bei Gott, nirgend anders. Nur von ihm her wissen wir, was Liebe wirklich ist, Liebe beginnt nicht bei uns. Da sind wir rasch am Ende. ER hat es uns vorgemacht, was echte Liebe ist. Er hat uns zuerst und zunächst geliebt. ehe wir überhaupt von Ferne an Liebe denken und imstande sein könne, mit der Liebe beginnen und ihm nachzueifern.Doch das sich einfach sagen und gefallen zu lassen, ist ganz wichtig und zentral für unseren Glauben, ist das Zentralste, was wir haben, Deshalb haben es auch dass es nach Jesus andere Juden in der Bibel uns eingeschärft, also z.B. Johannes (1.Joh 4) „Darin besteht die Liebe, nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat...GOTT ist die Liebe … Lasst uns (also) lieben, denn er hat uns zuerst geliebt“. Im Klartext. Was Liebe ist, was sie wirklich ist, das wissen wir nur, wirklich nur von Gott her, wissen wir nicht aus uns selbst: da können wir nur die Segel streichen und SOS funken. Ja, das glaube ich so, ja mehr noch: Ich weiß es. Daher sagt ja auch der Jude Paulus in seinem Hohen Lied der Liebe am Ende (Sie kenne es sicher auswendig, ein sehr beliebter Trauspruch“ „Nun aber bleiben, Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen“. Warum ist die Liebe für den Juden Paulus und für uns alle die größte? Ganz einfach. Glaube kann überboten werden, geht in der Ewigkeit über in Schauen und Wissen. Hoffnung kann überboten werden, geht in der Ewigkeit über in Erfüllung und Gewissheit. Liebe jedoch kann aber nicht noch überboten werden. Was gibt es Größeres, Höheres, Tieferes? Liebe ist in der Ewigkeit nicht anders als auch Liebe, einfach nur Liebe. Wahre und echte Liebe ist ein Stück ewiges Leben, jetzt schon, ein Angeld Gottes in unserer Welt, in unserer verrückten Welt. Liebe ist ein Stück Jenseits im Diesseits, hier und heute, ist im wahrsten Sinne bereits „Himmel auf Erden“. Ja, Liebe von ganzem Herzen, ganzer Seele ist Erfüllung, tiefstes Ziel unsres Lebens, ist Gott in mir, ich in Gott, wir untrennbar verbunden. Gott und ich und alle Menschen untrennbar miteinander verbunden.--- Nochmals also, damit es klar ist: Nicht von uns aus, sondern von Gott aus, von seiner Liebe aus, mit der es uns aus ganzem Herzen, ganzer Seele, all seiner Kraft zuerst geliebt hat, ehe wir damit holprig auch nur beginnen können. So sagt es Jesus, so sagt es Johannes, so sagt es Paulus, das ist das jüdische Erbe unseres christlichen Glaubens, das ist der innere Kern all der vielen 613 Gebote, die die Juden kennen.

6.

So ist das! Und ist das nicht verrückt? Wenn man damit in unserer verrückten Welt leben will, in 7 Tagen zur Wahl gehen will, muss man damit nicht scheitern? So wie Jesus ja äußerlich ja auch gescheitert ist mit seinem Lebensstil, weil die Menschen damals seine unbändige Gottesliebe und Nächstenliebe, von ganzem Herzen, mit all seiner Kraft, nicht ausgehalten haben, sie abwehren mussten, weil sie merken, zu viel für uns und wie unscheinbar lieblos sie dagegen waren?

Also: Ist es nicht ganz und gar unvernünftig, so sehr zu lieben? Utopischer Tagtraum? Sollen wir - ich sag‘s jetzt mal ganz einfach und klar - z.B. die Menschen der AfD wirklich lieben? Ich weiß ja nicht, ob heute welche hier unter uns sitzen, nach der Statistik müsste es ja so sein, aber vielleicht sind die ja auch nicht in der Kirche, zumal in Thomas anzutreffen, (ich spekuliere nur), also die Menschen, gar die Funktionäre in der AfD einfach lieben, von ganzem Herzen, mit all unserer Kraft. Man muss sie ja nicht unbedingt wählen. Von den anderen Parteien will ich jetzt gar nicht sprechen, für die gilt‘s natürlich genauso. Sollen wir die alle von ganzem Herzen lieben? Muss man da nicht scheitern, so wie Jesus äußerlich gescheitert ist? Ist dieser innere, harte Kern aller Gebote Gottes an uns, im Doppelgebot der Liebe zusammen gefasst, wirklich tauglich für unsere Welt, oder – wie uns manche ironisch der gar zynisch sagen - nur etwas für weltfremde Gutmenschen und Träumer, die von der Realität und den Gesetzen dieser Welt keine Ahnung haben? Und weiter: Ist eben Gott denn nicht permanent von seinem geliebten Volk immer wieder enttäuscht worden? Ist also seine stur durchgehaltene Liebe (penetrant unerschütterlich; ihr könnt machen was ihr wollt, ich liebe euch trotzdem), nicht völlig unvernünftig angesichts der Dummheit und Trägheit von uns Menschen? Gilt auch für mich. Scheitert nicht sogar Gott damit so wie ja auch Jesus äußerlich gescheitert ist? --- Oder ist sie vielleicht im Gegenteil das Aller-vernünftigste, das es gibt auf dieser Erde? Das Aller-vernünftigste für unsere Erde, unsere Welt? Auch wenn Sie in 7 Tagen zur Wahl gehen?

7.

Ich habe vor ca. 1 Jahr nach einer Besprechung im SPIEGEL ein tolles Buch gelesen. Sabine Friedrich, „Wer wir sind“ (dtv, 2012). Sage und schreibe 2015 (!!) Seiten dick. Eine ganz umfassende Geschichte vom Widerstand im 3. Reich,. All die Bonhoeffers, Moltkes, Stauffenbergs, Kleist-Retzows, Harnacks, Wartenburgs, Goerdelers, Christen und Atheisten, Kommunisten und Sozialisten werden in ihre Lebens- und Sterbensgeschichte vor unserer Augen dargestellt, großartiger Roman, halb Roman, halb dokumentierte Zeitgeschichte --- und am Ende, ganz am Ende, auf S. 2014 haben die beiden Protagonisten des Romans ein Schlussgespräch. Sagt der Arvid zur Mildred, nach dem Krieg alles überblickend: „Ich finde es sehr schön, dass Sie sagen, dass die Liebe die Welt wandeln wird. Aber vielleicht ist es doch eher die Vernunft? Die klare Erkenntnis: Wie sollte der Welt beschaffen sein? Das ist die größte aller Fragen“ „Aber diese Frage kann man nur mit Liebe beantworten“, sagte Mildred „Einander zu lieben ist doch das Vernünftigste, was man tun kann“. Das hat mich umgehauen, wirklich umgehauen „Einander zu lieben ist doch das Vernünftigste, was man tun kann“. Und wissen sie was? Das stimmt einfach! Es stimmt. Einander zu lieben (wie Gott uns zuerst geliebt hat, denn er ist ja vernünftig) ist das Vernünftigste, was man in dieser verrückten Welt tun kann. Das Vernünftigste. Ja, ja, wir alle wissen, wir kriegen das nur ganz unvollständig hin. Wir scheitern immer wieder, bei allem gutem Willen, die Liebe, die uns alle zusammen hält, dieses Stück ewigen Lebens in unserem irdischen Leben. --- Und dennoch, nein gerade deswegen. Liebe ist das Vernünftigste, was es im Leben gibt.

8.

Jesus erinnert uns daran im Gespräch mit dem Schriftgelehrten, den er lieb gewann. Ja, wir wissen zwar, dass wir meilenweit dahinter her hinken. Wir können, ja dürfen aber auch wissen, in unserem Glauben wissen: wir sind alle – jeder einzelne von uns - geliebte Geschöpfe Gottes. Ja, wir sind Geliebte, und wenn uns auch keiner, gar keiner lieben sollte: ich bin fest überzeugt, Gott liebt uns. Tatsächlich, mit ganzen Herzen, mit all seiner Kraft: und wenn wir uns einfach daran halten, dies einfach für uns gelten lassen, nicht daran rum mäkeln und nörgeln und es mit vielen Argumenten in Frage stellen, wenn wir uns das einfach gefallen lassen, nichts als das ….ja, dann, können wir uns auch gelassen und mutig zugleich auf den Weg machen, getrost und voll Lebensvertrauen, endlich mit der Liebe zu beginnen, endlich anzufangen damit, bei uns selbst zunächst, dann auch bei alle denen, die neben uns leben den liebenswerten und vor allem auch den ach so liebensunwerten, die wir nicht mögen, die uns auf die Palme bringen, denken Sie an Ihre Wahl in 7 Tagen hier in Sachsen, denken Sie an all die Parteien, die Sie am liebsten in den Wind schießen würden, weil sie für uns so lieblos sind. Wir können tatsächlich hier neu beginnen, immer wieder neu mit dem Anfang beginnen …. und vielleicht gibt es das ja, - irgendwann, wenn nicht heute, dann morgen oder übermorgen oder in einem Jahr oder 10 oder 100 oder 1000, dass Jesus Doppelgebot der Liebe tatsächlich unsere Welt erfasst und sie von Gott her verändert, verwandelt, vielleicht gar – warum darf ich am Ende meines Lebens nicht träumen? - zum Reich Gottes, also zum Himmel macht. „Du bist nicht weit entfernt vom Reich Gottes“ sagte Jesu am Ende zu dem Schriftgelehrten, vielleicht gar zu mir, zu uns allen hier. Reich Gottes auf Erden. Diese Liebe Gottes zu uns allen, zu allen Menschen, ist am Ende das Vernünftigste, glauben Sie mir, was es gibt auf dieser Welt. Nur so kann unsere Welt weiter bestehe, nur so bleibt sie und bleiben wir Menschen lebenswert und liebenswert. „Ama et fac quod vis“ („Liebe und tu, was du willst“), sagt es der alte Kirchenvater Augustin (ca. 400 n.Chr.) ganz einfach. Liebe und tu, was du willst. Es ist alles richtig. Wenn du nur von ganzem Herzen liebst … und die Welt verwandelt sich hin zu Gott.

9.

Also zum Schluss noch einmal für alle in Kurzform zum Mitschreiben: „Darin besteht die Liebe, nicht das wir Gott geliebt haben, sondern dass Gott uns (eine/n jede/n von uns ganz persönlich) geliebt hat… Lasst uns daher lieben, denn Gott hat uns zuerst geliebt“ sagt Johannes. „Nun aber bleiben…..“ sagt Paulus. „Gott lieben und den Nächsten wie sich selbst Es ist kein anderes Gebot größer als dieses“ sagt Jesus. „Liebe und tu, was du willst“ sagt Augustinus, den christlichen Glauben zusammenfassend. „Einander zu lieben ist doch das Vernünftigste, was man tun kann“ sagte die Romanheldin Mildred auf S. 2015. Und vernünftig wollen wir doch alle sein. Oder? Und in 7 Tagen haben Sie die Wahl in Sachsen, hier in Leipzig wie dort in Dresden. – Eine Liebeswahl? Bitte wählen Sie einfach vernünftig.

Prof. Dr. Axel Denecke, Lilienweg 16, 30916 Isernhagen; axdene@web.de