Gedanken zum Tag

  • 28.05.2020
  • Pfarrer Martin Hundertmark

„… denn ich bin einsam und elend.“

So wohltuend die Momente, für sich alleine sein zu können, auch sind, auf Dauer ist unsere Sehnsucht nach Gemeinschaft größer. Deshalb leiden viele Menschen an den noch immer geltenden Kontaktbeschränkungen und Besuchsverboten. Besonders trifft dies für Bewohner aus Alten- und Pflegeheimen zu. Eine wohl vertraute Stimme zu hören kann zwar Trost spenden, aber manchmal muss es die kleine Berührung sein, die dem Gegenüber zeigt, „Ich bin für dich da. Ich habe dich gern.“ Wo dies versagt wird, bricht Einsamkeit sich Bahn. Der Mensch fühlt sich emotional elend und verlassen.

Da hilft am Ende nur Zuwendung. Und wo menschliche Zuwendung schwer zu realisieren ist, rufen wir zu dem, der uns verheißen hat, Begleiter auf dem Lebensweg zu sein. So ist es nicht verwunderlich, dass gerade in den Psalmen eindringliche Bitten um Zuwendung zu finden sind, wie zum Beispiel im 25. Psalm, dessen Vers über dem heutigen Tag steht.

„Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend.“

Kann Gott menschliche Nähe ersetzen?

Sicher nicht, aber er hilft, schwierige Wegabschnitte zu überwinden. Häufig spüren wir, dass besonders dort, wo wir es gar nicht vermuten, jener göttliche Beistand sogar stärkend wirkt. Und wo wir es nicht spüren, darf Gott auch getrost an seine Zusagen im Gebet erinnert werden, so wie dies der Psalmbeter tut. Ein mir zugewandter Gott ersetzt zwar keine menschliche Umarmung, jedoch zeigt er mir, dass ich mich auf ihn verlassen kann.

Solche Verlässlichkeit wirkt im positiven Sinne beruhigend.