Gedanken zum Tag

  • 07.05.2020
  • Pfarrer Martin Hundertmark

„Die Väter haben saure Trauben gegessen und den Kindern werden die Zähne stumpf.“ Jeremia 31, 29

Nachhaltigkeit betrifft nicht nur unsere positiven Entscheidungen, sondern auch die negativen. Davon weiß die Heilige Schrift zu erzählen, zum Beispiel durch den Propheten Jeremia. Unser Tun hat eben Folgen, in die eine, wie auch in die andere Richtung. Dabei werden manche Entscheidungen noch für Generationen relevant sein. „Warum ist die junge Generation momentan so still und trägt alle Einschränkungen weitestgehend klaglos mit?“, wurde neulich in einer Runde gefragt. Die Antwort der Jugendlichen war verblüffend: „Wir machen jetzt mit, damit ihr dann bei ‚Fridays for future‘ mit macht.“ Ein solch hohes Verantwortungs- und Nachhaltigkeitsbewusstsein passt nicht ins Klischee mancher Älterer über die Jugend, die es so auch gar nicht gibt.

Bei jeder weitreichenden Entscheidungen zu überlegen, welche Folgen sie hat oder haben könnte, kann gelegentlich zur Spaßbremse werden. Wir wollen Dinge auch spontan entscheiden und im Moment leben.

Wenn es aber um gegenwärtige und zukünftige Lebensbedingungen geht, darf der eigene Vergnügungsfaktor nicht zum Maßstab werden. Das gilt für die Senioren, die sich am Monatsende fröhlich und ohne Mund- und Nasenschutz zahlreich am Kontoauszugsdrucker versammelten, weil ihnen aufgrund des Ablebens von Norbert Blüm wahrscheinlich die Rente nicht mehr sicher schien, in gleicher Weise, wie für sich umarmende Teenager im Johannapark bei Sonnenschein. Wo wir es vermögen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, in dem sich Nächstenliebe darin zeigt, dass der Schwache ins Blickfeld gerät, werden wir jede Krise überstehen. Dafür die Stimme zu erheben, ist Aufgabe eines jeden Christen.